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Der Narrenturm in Wien beherbergt die größte (bekannte) pathologische Sammlung der Welt. Sie umfasst mehr als 50.000 Präparate. Dieser Ort war einst eine Pflegeanstalt für psychisch kranken Menschen. Für die damalige Zeit revolutionär – denn es war die erste Irrenanstalt. Das Gebäude ist heute denkmalgeschützt und Standort des pathologisch-anatomischen Bundesmuseums.
Sonntags gehen die Wiener Narren schauen im Narrenturm
Wo früher Patienten beherbergt wurden, tummeln sich heute interessierte Museumsbesucher. Der Narrenturm war tatsächlich die erste Irrenanstalt der Welt. Möglich gemacht hat das Kaiser Joseph II., der das Gesundheitssystem reformierte.


Inspiriert worden war Kaiser Joseph II. durch einen Besuch bei seiner Schwester Marie Antoinette. Fasziniert durch neu gebaute Krankenhäuser in Paris strebte er ein ähnliches Projekt in Wien an. Anstatt einer Abteilung bekam der Teil für psychiatrische Patienten gleich ein eigenes Gebäude. Damals war es auch nicht üblich, dass alle Kranken ein eigenes Bett hatten – das sollte sich mit dem Narrenturm ändern.
Ruhe kehrte im Gebäude allerdings nicht oft ein. Schon immer waren die Leute von dem fasziniert, was nicht der Norm entsprach. In London konnten zu dieser Zeit Führungen gebucht werden, um sich Irre anzusehen. Auch die Wiener Bevölkerung machte sich sonntags gerne auf zum “Narren schauen”. Da die für die neugierigen Besucher interessanteren Patienten in den oberen Stockwerken untergebracht waren, kletterten die Schaulustigen auch gerne die Außenmauern hoch. Um dies zu unterbinden, wurden die ersten beiden Stockwerke später verputzt
Die erste Irrenanstalt der Welt ist heute ein Museum
Den allgemeinen Irrsinn oder Blödsinn gibt es in der Medizin heute nicht. Früher war, lautete so aber oft die einzige Diagnose. Die durchschnittliche Verweildauer eines Patienten im Gugelhupf waren 3 Monate. Oft wurden sie danach nicht als geheilt entlassen, sondern aus Platzmangel.


Die Bezeichnung des Gugelhupf geht aus der Form des Gebäudes heraus: Eine kreisrunde Anstalt mit Loch in der Mitte. Unter Zahlenmystikern und Verschwörungstheoretikern munkelt man, dass es mit den Zahlen des Gebäudes etwas Geheimnisvolles auf sich hat. So vermutet man zum Beispiel Aberglaube hinter den 28 Zimmern auf jedem Stockwerk. Was Kaiser Joseph der II. sich bei der Planung gedacht hatte, lässt spannenden Interpretationsspielraum. Die Baupläne zum Turm gelten als verschollen.
Ab dem 20. Jahrhundert waren die Zellenbewohner keine Patienten mehr, sondern Krankenschwestern. Bis zum Jahre 1993 blieb der Narrenturm als Krankenschwesternwohnheim in Betrieb. Mit dem Bau des neuen AKH und der Schenkung an die Uni Wien mussten die Krankenschwestern umziehen. Stellvertretend zog die pathologische Sammlung ein.
Wer besucht im Narrenturm seine eigene Hand besichtigen?
Als Teil des naturhistorischen Museums ist die pathologische Sammlung im Narrenturm der Öffentlichkeit zugänglich. Seit Anfang des Jahres ist die Ausstellung nach einer Generalsanierung für Besucher wieder geöffnet. Das Gebäude ist heute sogar denkmalgeschützt. Die Geschichte des Museums erzählt Eduard Winter im Österreich Podcast. Er arbeitet und gibt Führungen durch das skurrile Museum.


Im Museum werden besondere Krankheitsbilder beleuchtet und erklärt. Zu den Ausstellungsstücken gehören echte Körperteile – auch Humanpräparate genannt. Wer sich das Museum anschauen möchte, sollte sich etwa eine Stunde Zeit nehmen. Besonders Interessierte bleiben natürlich länger.
Im Podcast geht es um die ganze Geschichte des Gebäudes, das heute noch als Narrenturm bekannt ist. Was ist die Geschichte des Schwangerentores und wie ging die außergewöhnliche Anfrage einer Person aus, die ihre eigene Hand besichtigen wollte aus? All das erfahrt ihr im Podcast: Jetzt reinhören!
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Weitere Informationen
Narrenturm Wien
Medizinische Universität Wien
Spitalgasse 2
9. Bezirk