Das Handwerk der Maultrommeln: Hosensackinstrument mit Geschichte

Maultrommeln Molln Podcast

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Wer hätte gedacht, dass sich im kleinen, überschaubaren Ort Molln die Hochburg der Maultrommeln befindet? Das kleine Stück Eisen, mit dem selbst Notenmuffel muntere Töne treffen, hat eine lange Geschichte – und diese wahrt Familie Schwarz bereits in der 13. Generation. Aber auch eine besondere Maultrommel-Neuheit kommt mittlerweile aus Molln von der Familie Schwarz. 

Wie Familie Schwarz auf die Maultrommel kam

Bereits die Kelten und Römer haben auf Vorläufern der heutigen Maultrommel gespielt. Und auch in Asien gab es und gibt es nach wie vor Maultrommeln aus Bambus. Der Ursprung der Maultrommel in Österreich liegt jedoch vermutlich bei den Gauklern, die ein maultrommelartiges Instrument aus Bambus in die Region um Oberösterreich gebracht haben. Da Molln in der Pyhrn-Eisenwurzen Region liegt, gab es dort schon immer findige Handwerksburschen, die nun auf die Idee kamen, die Maultrommel aus Eisen herzustellen. 

Und so kam es, dass die Familie Schwarz zu einer der Familien gehörte, die dieses Handwerk übernommen haben. Die Verbindung wurde sogar dokumentiert und lässt sich im Zunftbuch finden. Hier wurde am 01. August 1679 vermerkt, dass von dort an, die Familie Schwarz Maultrommeln hergestellt hat. 

Früher war jedoch nicht nur die Familie Schwarz in der Maultrommel-Produktion tätig. Ganze 40 Familien und somit rund 200 Menschen waren damals mit der traditionellen Herstellung der Maultrommel beschäftigt. Somit wurde Molln die Hochburg der Maultrommel-Macher und ist dies auch heute noch. Aufgrund des geringen Verkaufspreises haben leider nicht alle Familien nur von der Maultrommel-Produktion leben können und Familie Schwarz die einzige, die sich noch hauptberuflich Instrumenten widmet. 

Erlebniswelt in Molln: Von der Maultrommel zur Harmonika

In der Erlebniswelt von Familie Schwarz, kann man die wichtigsten Arbeitsschritte der Herstellung der Maultrommel nachvollziehen und sogar selbst mitmachen. Mit allen Sinnen kann hier die Entstehung des Instruments erlebt werden und man darf seinen eigenen Rohling formen. Man kann hören, wie sich das Scheuern des Rohlings anhört und wie es sich anfühlt, den Rohling mit Zangen in Form zu bringen. Bereits der Großvater der Familie Schwarz war darauf bestrebt, die Tradition der Maultrommeln aufrechtzuerhalten und so freut sich die Familie umso mehr, dass das Handwerk als immaterielles Kulturerbe in das Verzeichnis der UNESCO aufgenommen wurde. 

Neben der Erlebniswelt gibt es außerdem noch den Klangturm der Familie in Molln. Dieser wurde Yin und Yang nachempfunden und so stellt er ein einzigartiges Erlebnis dar, bei welchem man zu innerer Ruhe kommen kann. Obendrein kann man im Klangturm Maultrommel Musik aus verschiedenen Genres genießen.  

Von der Maultrommel kam die Familie Schwarz zusätzlich zur Produktion der Harmonika und so gibt es in Molln auch die Kärntnerland Harmonika. In Molln werden für die Herstellung einer Harmonika 2000 Teile von Hand verarbeitet. Tochter Lisa Maria ist die jüngste Harmonika Macherin Österreichs! 

Der elegante Name der Maultrommel 

Man kann sich in der Tat elegantere Namen für ein Musikinstrument vorstellen, als den der Maultrommel. Da der Mund im frühen Sprachgebrauch jedoch als Maul bezeichnet wurde, erhielt die Maultrommel so ihren Namen. Für das Spielen wird die Maultrommel an die Lippen angelegt, wobei die Stimmzunge immer noch frei schwingen kann. Der Mund- und Rachenraum dient nun als Klangkörper, der den Ton überträgt. 

Neben dem Namen Maultrommel gibt es aber auch die Bezeichnungen Brummeisen oder Mundorgel. Aber insbesondere der italienische Name hat es Monika Schwarz angetan. So bedeutet das Wort “Scacciapensieri” im Deutschen so viel wie “die Sorgen-Brecherin” und die Maultrommel kann genau das: Sorgen vertreiben.

Die Maultrommel ist ein kleines Instrument, das aus einem Spezialdraht geformt wird, erzählt uns Michaela Schwarz. Es hat vorne zwei Schenkel, die nach unten wie zum Stiel des Apfels geformt werden. Zwischen dem Draht befindet sich die Stimmzunge, das Herzstück der Maultrommel. Sie wird in den Draht eingehämmert, wobei nur ein Zeitungspapier zwischen der Stimmzunge und dem Draht auf beiden Seiten durchpassen darf. Somit kann die Stimmzunge durchschwingen und einen Klang erzeugen. 

Die Maultrommel: Von der Volksmusik zur Meditation

Für das Spielen der Maultrommel, nimmt man sie zwischen Daumen und Zeigefinger, legt sie zwischen den oberen und unteren Schneidezähnen an und legt die Lippen leicht darauf. Man erzeugt so mit der Mundhöhle einen Resonanzkörper und zupft dann mit der anderen Hand die Stimmzunge und bringt sie so zum Schwingen. Je kleiner dabei die Maultrommel ist, desto höher ist der Ton, den man erzeugen kann. Dementsprechend werden die Töne tiefer, je größer die Maultrommel ist. 

Durch die Bearbeitung der Stimmzunge kann man einen genauen Ton der Tonleiter erzeugen und somit mit verschiedenen Maultrommeln die gesamte Tonleiter abdecken. Auch als Anfänger kann man die Maultrommel spielen, allerdings hat die Familie Schwarz sogar eine ganz besondere Neuheit erfunden, die speziell auf Anfänger zugeschnitten ist. Bei dieser Maultrommel sind die Schenkel, durch welche die Stimmzunge schwingt, miteinander verbunden. Somit können auch Anfänger*innen sie spielen, ohne dabei auf den Druck achten zu müssen.

Insbesondere in der Volksmusik wird die Maultrommel von verschiedenen Instrumenten begleitet. Bei Familie Schwarz ist das gerne mal die Zitter, das Hackbrett oder auch eine Gitarre. So wird mit Oma Berta, Mutter Maria und Tochter Michaela von drei Generationen das Spielen der Maultrommel am Leben gehalten. Man kann auf der Maultrommel auch wunderbar improvisieren und benötigt keine Noten dafür.

Neben der Volksmusik findet sich die Maultrommel auch als Hintergrundmusik in so mancher Werbung oder aber ganz charakteristisch als Geräusch des Grashüpfers Flip bei dem Zeichentrick Biene Maja. Aber auch für die Meditation, beim Yoga und im spirituellen Umfeld wird die Maultrommel verwendet, generell finden aber beinahe alle Genres ihren Zugang zur Maultrommel.

Außerdem bekommt ihr im Podcast eine kleine musikalische Kostprobe von Michaela. Gemeinsam mit ihrer Tante erzählen sie uns auch, über die Legende der Barbara, die die Maultrommel vor dem Tod bewahrt haben soll. Obendrein erfahren wir, warum die Maultrommel zeitweise von Kaiserin Maria Theresia verboten wurde und was Scheuermühlen mit dem Herstellungsprozess von Maultrommel zu tun haben.

Neugierig? Jetzt reinhören in den No Kangaroos – Der Österreich Podcast!

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Informationen zur Episode
Maultrommel Erlebniswelt
Waldeggstraße 1
4591 Molln