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An keinem Ort in Österreich gibt es eine so große Ansammlung von Klosetts, Nachttöpfen und Leibstühlen wie im Kammerhofmuseum in Gmunden. Die Klo & So Ausstellung ist ein skurriler Ort und am besten besucht man diesen mit dem Kurator, Alfred Zinhobel. Er ist absoluter Spezialist auf diesem Gebiet und nimmt uns mit in seine Welt der gewöhnlichen und ungewöhnlichen Gebrauchskeramik.
Klo & So – Vom Zimmerklo zum Wasserklosett
Aber wie kam die Idee ein Klo Museum zu erschaffen? Alfred Zinhobl war lange bei der Firma Laufen tätig, die Waschbecken und Klosetts herstellt. Irgendwann ist ihm dann ein altes Klosett untergekommen. Daraufhin entschied er, diese Stücke zu sammeln. Und seitdem wächst und wächst diese Sammlung und wurden schließlich auch ins Kammerhofmuseum im Herzen von Gmunden integriert. Klos sind nicht nur einfach Klos. Sie sind ein Stück Zeitgeschichte und zeigen, wie sich die Technik rund um das WC entwickelt hat.


Das Thema ist zudem aktueller denn je, da Wasser ein immer wertvolleres und knapperes Gut wird. Eine Stadt wie Linz benötigt an einem Tag beispielsweise 1,6 Millionen Liter Wasser, um 600 km Kanalnetz zu bedienen und Fäkalien abzutransportieren. Zusätzlich kommen noch die Kläranlagen, die Ressourcen benötigen. All das bemerkt man aber erst, wenn das System mal nicht mehr funktioniert. Die Industrie reagiert langsam auf Themen wie Wasserknappheit und entwickelt Toiletten, die das Wasser vom Waschbecken für die Klospülung verwenden.
Die Geschichte des Keramik-WCs
Das Keramik-WC ist eine verhältnismäßig junge Erfindung. Früher wurde das Geschäft zwangsweise hinter Büschen und Sträuchern verrichtet, bis dann von den alten Römern die ersten Latrinen mit Wasserspülungen gebaut wurden. Allerdings gab es im Mittelalter zunächst wieder Rückschritte und die Fäkalien wurden nur zum Fenster hinausgeschüttet. Man hat sich zwar auch in früherer Zeit Gedanken darüber gemacht, Fäkalien zu entsorgen, aber mit zunehmendem Bevölkerungswachstum musste das Problem dann ernster angegangen werden.
Im Mittelalter gab es Lösungen für reiche Fürsten und Könige, die in den Erkern ihrer Burgen Plumpsklos bauen haben lassen. Die Fäkalien sind dann im Burggraben versickert oder der Dorfbach hat sie weggespült. John Harington hatte 1596 bereits die Idee gehabt, den Dorfbach ins Haus einzuleiten und die Fäkalien dann mit dem Bach wegspülen zu lassen. Diese erste Wasserspülung geriet danach jedoch wieder in Vergessenheit.



Der Uhrmachermeister Alexander Cumming hat dann im Jahr 1775, die Idee eines Wasserklos entwickelt und auch schon über einen Geruchsverschluss und eine geknickte Abwasserleitung nachgedacht. Das lag zwar außerhalb seines eigentlichen Metiers als Uhrmacher, hat aber funktioniert. Allerdings war diese erste Form des WCs aus Gusseisen, das schnell rostig wurde. So entwarf er die ersten Klos aus Keramik.
Wieso war die Farbe Blau so beliebt bei den ersten WCs?
Neben diesen alten Wasserklosetts gibt es im Museum auch Leibstühle und Nachttöpfe. An Ermangelung von Toiletten, hat man sich diese zunächst selbst gebaut, indem man Töpfe unter Stühlen befestigte. Da die Wohnungen außerdem sehr klein waren, mussten diese Stühle schön verziert werden, um sie nicht gleich als Leibstühle zu enttarnen.





Eine weitere Besonderheit im Museum ist die Sammlung an Klogriffen. Diese mussten zu früheren Zeiten mit dem Wort „Ziehen“ versehen werden, da es noch nicht weit verbreitet war, wie diese “modernen” Klos funktionierten. Diese waren nämlich ein großer Luxus und das Bedienungspersonal, das oft vom Land kam, wusste nicht, was ein Klosett mit Wasserspülung war.
Neben den verzierten Klogriffen gibt es in der Ausstellung zudem fast kein Klo, das ausschließlich weiß ist. Beinahe alle Ausstellungsstücke sind reichlich verziert und oft in blauen Farben gehalten. Diese Verzierungen waren zum einen Statussymbole. Zum anderen hatte die blaue Farbe eine ausladende Wirkung auf Fliegen.
Königliche Beziehungen zum Klo & So
Neben vielen floralen Verzierungen gibt es auch dreidimensionale Herausarbeitungen aus der Keramik, beispielsweise in Form von einem Löwen. Da der Löwe ein königliches Tier ist, wurden die WCs von so manchem Herrscher auch mit einem Löwen verziert.
Aber nicht nur diese Beziehung hat das Klo & So zu den Königshäusern dieser Welt. Das Museum verfügt auch über ein Schreiben von Prinz Charles, mittlerweile König Charles, der 1986 fast zu einem Besuch in die Ausstellung gekommen wäre. Trotz seinen damals jungen Jahren hat er bereits Nachttöpfe und Sanitär-Gegenstände gesammelt und hätte sich aus der Sammlung ein Stück aussuchen können. Aus Zeitgründen ist dieses Zusammentreffen leider nicht zustande gekommen. Das Museum hat jedoch trotzdem das Antwortschreiben aus dem Buckingham Palast aufbewahrt.



Und auch von Kaiserin Sisi und Kaiser Franz haben es Stücke in die Ausstellung geschafft. Da Sisi eine Vorliebe für Delfine hatte, hat sie sich ein Klosett in Form eines Delfins bauen lassen, das seinen Weg ins Museum in Gmunden gefunden hat. Auch ihre Reisetoilette in Form eines Koffers ist in der Ausstellung zu finden. Von Kaiser Franz ist ein Jagdklo ausgestellt, da die kaiserlichen Herrschaften natürlich auch auf der Jagd eine komfortable Erleichterungsmöglichkeit brauchten.
„Heiden Arbeit“ und „Alles im Eimer“?
Aber nicht nur besondere Ausstellungsstücke finden sich im Museum: Viele Redewendungen, die noch heute in unserem Sprachgebrauch vorhanden sind, haben haben einen Zusammenhang mit der Verrichtung des Geschäfts. Als Städte immer und immer größer wurden, wusste man oft nicht, wo man die Unmengen an Fäkalien entsorgen sollte. Es gab dann sogenannte Abtrittsanbieter, bei welchen man in der Ecke sein Geschäft verrichten konnte und wenn man damit fertig war, war eben “alles im Eimer”.


Ein gewisser Herr Heiden hatte 1891 außerdem eine ganz verrückte Idee. Er wollte ein ganzes Jahr lang sämtliche Fäkalien, die ein Mensch abgibt, abwiegen und abmessen. Man kam somit auf eine Durchschnittsmenge von 48,5 kg Stuhl und 422 Liter Harn. Herr Heiden verfasste sogar ein Buch darüber und diese Arbeit wurde als “Heidenarbeit” bezeichnet.
Wenn ihr zudem wissen wollt, was es mit der Erfindung der Klorolle auf sich hat, was die Ausstellung mit dem Guinness Buch der Rekorde zu tun hat und warum der Fäkalienkübel des Limonistollen aus Linz im Museum steht, dann hört jetzt bei der neuen Podcast-Episode rein.
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Klo & So Sanitärmuseum
Kammerhofgasse 7
4810 Gmunden