Klicke auf den unteren Button, um den Inhalt von Spotify zu laden.
Das Wissen und die Technik des Blaudrucks sind als immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO ausgezeichnet. In Österreich beherrschen nur noch zwei Betriebe die Kunst des Blaudrucks. Die besonderen Stoffe sind heute noch so aktuell wie vor 100 Jahren. Eine dieser letzten Färbereien betreibt die Familie Koó im Burgenland – dort wird den ganzen Tag blau gemacht.
Die Kunst der alt bewährten österreichischen Färbetechnik
In Steinberg-Dörfl, das gerade mal 1300 Einwohner zählt, schlummert österreichisches Kulturgut. Dort befindet sich eine der letzten zwei Blaudruck Färbereien. Mit einer speziellen Technik werden Stoffe mit Mustern bedruckt und blau gefärbt. Die UNESCO zeichnete diese Technik und das dazu benötigte Wissen bereits 2010 als österreichisches und 2018 sogar als Teil des weltweiten immateriellen Weltkulturerbe aus. Seit 100 Jahren und in bereits dritter Generation führen Josef Koó und seine Frau Miriam ihren Blaudruck Betrieb.
Das spezielle Handwerk des Blaudrucks liegt vielleicht darin, dass gar nicht gedruckt, sondern gefärbt wird. Das Geheimnis liegt im Hausrezept für die spezielle Paste. Sie spart das Muster am Stoff aus, während dieser anschließend gefärbt wird. Diese Technik wird auch Reservetechnik genannt und ist so gesehen auch recht simpel. Der Clue an der ganzen Sache liegt im Aufwand und den Materialien – für Blaudruck eignen sich nur nämlich Naturfasern.


Je dunkler ein Stoff werden soll, umso öfter muss er gefärbt werden. Schaut man sich die Zeit an die das Trocknen der Paste, das Färben und erneute Trocknen dauert, braucht das schon ein Zeiterl. Zusammengerechnet benötigt es 1-2 Monate bis so ein Stoff fertig ist. Der Stoff erhält erst während der Trocknung in Freiluft seine Färbung, da die Farbpartikel sich erst an der Luft entfalten. Sein schönes Blau erhält der Stoff durch die Pflanzenfarbe des Indigo. Je nach gewünschtem Farbton kann das Indigotin berechnet werden. Daraus lässt sich dann erschließen, wie viele Indigopflanzen gebraucht werden, um den gewünschten Blauton zu erreichen.
Blaudruck Stoffe: Von der Stallschürze zum heutigen Modestatement
Der Blaudruck währt eine lange Tradition. Schon früher wurden die Stoffe äußerst gerne und vor allem oft getragen. Sie dienten zur Herstellung von Alltags- und Arbeitskleidung. So waren Schürzen zum Beispiel mit einem Doppeldruck versehen (also auf beiden Seiten mit Muster bedruckt) und wurden bei Locationwechsel einfach gewendet. In den 60er- und 70er-Jahren veränderte sich einiges und das Aufstreben der Industrie machte es den kleinen Färbebetrieben schwierig. Trotzdem überlebte die Färberei der Familie Koó.
Josef Koó lernte den Blaudruck von seiner Familie. Sein Großvater fing seine Färberlehre durch Zufall an. Damit legte er den Grundstein des heute noch bestehenden Familienbetriebs. Laut Josef Koó sind die Herausforderungen für jede Generation eine andere. Wichtig ist die Wurzeln nicht zu lösen und doch mit der Zeit zu wachsen und sein Geschäft weiterzuentwickeln. Die Leidenschaft für sein eigenes Handwerk zu bewahren ist für die Koós einer ihrer wertvollsten Aspekte. Josefs Frau Maria Koó, ist Künstlerin und lernte das Blaudrucken von ihrem Mann. Mit ihren Nähkünsten ist sie die passende kreative Begleitung für die Färberei.

Ca. 200 unterschiedliche Model und Muster besitzt die Färberei. Davon liegt etwa die Hälfte druckbereit. Die restlichen Muster müssten für die Verwendung restauriert werden. Einige davon sind bereits 100 Jahre alt. Nur wenige Blaudruckbetriebe weltweit haben sich so gut erhalten. Neben Japan, wo Blaudruck eine große Tradition währt, gibt es Betriebe von Ungarn bis Afrika und Südamerika. Allerdings nur ein paar wenige.
Pro Jahr kann die Färberei Koó 3000 Meter Stoff herstellen. Vorausgesetzt es passieren keine Missgeschicke. Im Winter muss ausgesetzt werden, da ansonsten die Stoffe beim Trocknen gefrieren. Diese Limitation macht den Stoff heute so begehrt. Interesse von großen Designern wie zum Beispiel der Österreicherin Lena Hoschek zieht Augen nach Steinberg-Dörfl. Sogar einige Modeschulen reisen für Betriebsführungen ins Burgenland.


Zu Besuch im Färbergarten – Blaudruck im Österreich Podcast
Aktuell werkeln die Koós am Bedrucken von Leder und arbeiten mit Schustern zusammen. Sie bieten in ihrer Färberei unterschiedliche Kurse an. Unter anderem kann man lernen wie man sich eigene Schuhe herstellt. Neben Kleidung, Taschen, Tischdecken und allem möglichen neben Tracht haben die Koós mehr Ideen als sie umsetzen können. Ob Betriebsbesichtigung oder stöbern im Shop, vorbeischauen lohnt sich.
Interessante Geschichten und Personen ranken sich um das Thema Blaudruck. Zu einer der skurrilsten Anfragen gehört zum Beispiel ein Auftrag über die Nachbildung des Kittels von Gustav Klimt. Der Stoff wurde durch das besondere Handwerk und die Limitierung zu einem Luxusprodukt. Das regionale Produkt hat hohen Wert erlangt. Alles über die Technik des Blaudrucks und die spannenden Geschichten über die Zusammenarbeit mit Künstlern gibt es im Podcast zum Nachhören:
Klicke auf den unteren Button, um den Inhalt von Spotify zu laden.
Infos
Blaudruck Koó
Neugasse 14
7453 Steinberg-Dörfl
Burgenland