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Die Wiener pflegen ja bekanntlich eine besondere Beziehung zum Tod. Der Wiener Zentralfriedhof zählt zu den größten Friedhofsanlagen Europas. Er beherbergt neben drei Millionen Verstorbenen und rund 330 000 Grabsteinen auch eines der skurrilsten Museen der Stadt. Im Bestattungsmuseum dreht sich alles um das Ableben. Es soll seinen Besuchern den Wiener Totenkult und die Bestattungskultur näherbringen und auch die Angst vor dem Tod nehmen.
Fahrt mit der Nummer 71: „Einmal ins Bestattungsmuseum bitte“
Seit der Gründung in den 1960er Jahren wird im Bestattungsmuseum der Tod präsentiert. Die Bestattung Wien sammelte über einige Jahre verschiedenste Aufbahrungsgegenstände. Eine große Sammlung, die für die Öffentlichkeit zugängig gemacht werden sollte. Auf den Vorschlag hin wurden erst nur ein paar Räume zur Verfügung gestellt. Heute, nach Umsiedlung, findet sich das Bestattungsmuseum am Zentralfriedhof als unterirdisches Museum. Unter der Halle 2, die früher eine Aufbahrungshalle war, sind auf 250 Quadratmetern einige Hunderte Exponate ausgestellt. Insgesamt besteht die Sammlung aus mehr als 3000 Sammlerstücken.

Der Tod beschreibt ein sehr vielfältiges Thema, das mitunter auch sehr spannend ist. Die Wiener haben ein besonders kurioses Verhältnis zum Tod. “A schöne Leich” bezeichnet eine pompöse Trauerfeier mit Bestattung im Sarg. Alleine in Wien gibt es 46 Friedhöfe. Im Schnitt richtet die Stadt Wien pro Jahr 10.000 Trauerfeiern aus.
Er hot den 71er gnumman
Heißt in Wien so viel wie “er ist verstorben”
Die Linie 71, ist eine Straßenbahnlinie, die vom Stadtzentrum zum Zentralfriedhof führt. Früher wurde an die reguläre Bim einfach ein Wagon mit den Särgen gekoppelt. Diese wurde leider im Zweiten Weltkrieg zerstört – was bleibt sind die Erinnerungen und Geschichten daran.
Da die Bestatter in Wien Anfang des 20. Jahrhunderts mit vielen Toten und deren Logistikwegen zu kämpfen hatten, stand manch kuriose Idee zur Beförderung im Raum. Sie sollten mittels Rohrsystemen und mit Druckluft unterirdisch zum Zentralfriedhof „geschossen“ werden. Für die Leichenrohrpost entstanden sogar Pläne.
Bestattung als Beruf
Eine Abteilung, die Leichen einsammelt. Die Aufgabengebiete von Bestattern unterschieden sich zwischen Stadt und Land. Während am Land der Bestatter für fast alles rund um die Trauerfeier zuständig ist, herrscht in der Stadt stärkere Arbeitsteilung unter den Bestattern. So gibt es in Wien beispielsweise eine eigene Abteilung nur, um Verstorbene einzusammeln. Im Museum steht der Beruf des Bestatters im Fokus. Und zwar damals im Vergleich zu heute.

Die schöne Leich und die Habsburger Fensterplätze
Neben der Taufe und der Hochzeit war oder ist die Beerdigung ein Großereignis des eigenen Lebens. Sie unterlag früher stark der Ständegesellschaft. Damals war es wichtig, gemäß seines Standes auch angemessen beerdigt zu werden. So wurde oft noch der letzte Cent dafür ausgegeben, einen eigenen Sarg zu erwerben, um beispielsweise dem Klappsarg zu entkommen.
Die Unterschiede der Klassen zeigten sich nicht nur bei den Särgen. Gefeiert wurde in riesigen Hallen, mit Kutschen und Kerzen bis hin zu pompösen Kronleuchtern. Während die einen sich um Kronleuchter Gedanken machten, um ihre Hallen zu schmücken, wartete auf andere der Klappsarg. Wer sich keinen eigenen Sarg leisten konnte, wurde im wiederverwendbaren Sarg beerdigt. Wie der Name schon sagt, klappt der Sarg nach der Trauerfeier am Grab nach unten auf und entlässt den Leichnam in die Erde. Zurück in der Aufbahrungshalle wartet er auf seinen nächsten Gast.
Während der Habsburger Zeit, waren Begräbnisse besonders pompös. Als sogenannte Habsburger Plätze wurden zu damaliger Zeit, Fensterplätze an der Ringstraße (oder Kärntner Straße) vermietet. So konnte man sich in den Wohnungen die besten Plätze mit Aussicht auf den Trauerzug der Habsburger Zeremonien sichern. Lokale mussten währenddessen schließen, damit wirklich jeder teilnehmen konnte. Diese Tradition dürfte mit dem Tod der letzten Habsburger (Zita und Otto von Habsburg) wohl in die Geschichte Österreichs eingegangen sein. Tausende von Menschen sahen sich die Trauerfeiern an und die Begräbniszüge an.

Über skurrile Ausstellungsstücke und Wiener Galgenhumor – Podcast vom Friedhof
Der Ursprungsgedanke für das Bestattungsmuseum war ein Betriebsmuseum für den Beruf des Bestatters. Die Ausstellung zieht sich über die Geschichte von Begräbnissen, beschäftigt sich mit der Angst vor dem Tod und versucht ihn gesellschaftlich neu darzustellen. Dabei hilft auch der Social Media Account der Bestattung Wien. Für das richtige Feeling beim Schlendern durchs Museum sorgen eingespielte Geräusche wie das Klappern von Pferdehufen oder ein hauchender Atem.
Florian Keusch ist der Leiter des Museums. Er landete durch Zufall bei dem Job und bereut seine Spontanität keineswegs. Im Interview mit dem Österreich Podcast erzählt er von skurrilen Ausstellungstücken, wie dem Klappsarg oder dem Herzstichmesser. Wie hätte man denn ohne medizinische Hilfsmittel den Scheintod feststellen sollen? Der Herzstichmeister verhinderte mit einem Stich ins Herz, dass jemand aus Versehen lebendig begraben wird. Klingt doch praktisch, oder?
Im Podcast hört ihr alles rund um das Bestattungsmuseum und weitere spukige Wiener Geschichten zum Geschäft mit den Leichen. Der Museumsleiter erzählt von der pompösesten Feier bis hin zu Bestechungsgeldern und Leichendiebstählen unter Bestattern. Wer vorbeischauen möchte, kann die Tiefen eines Grabes bestaunen. Und bis dahin kann man im Podcast spannende Geschichten hören! Jetzt reinhören bei No Kangaroos – Der Österreich Podcast!
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Links und weitere Informationen zur Podcastfolge
Bestattungsmuseum
Unter der Aufbahrungshalle 2 – nächster Eingang über Tor 2
Simmeringer Hauptstrasse 234
1110 Wien